Tomaten aus Saatgut kultivieren
Bayern 1
In der saftig-roten Tomatenfrucht bettet die Tomate ihr Saatgut ein, um Vögel anzuziehen, die sowohl die Frucht als auch die Samen verspeisen, diese im Verdauungstrakt transportieren und schließlich an einem anderen Ort wieder ausscheiden. Auf diese Weise gelangen die lediglich vorverdauten Kerne optimal gedüngt auf den Erdboden.
Möchte man seine Tomaten, sei es auf dem Balkon oder im Garten, selbst fortpflanzen, so sind zunächst die Kerne der betreffenden Früchte vonnöten. Dabei ist es unerlässlich, dass diese aus vollständig ausgereiften Früchten gewonnen werden. Pflanzenexpertin Karin Greiner von BAYERN 1 rät dazu, vorab einige Tage mit konstant warmem und trockenem Wetter zu verstreichen lassen - auf diese Weise verhindern Sie die Einbringung feuchten Saatguts, das anschließend leicht schimmeln könnte.
Zur Gewinnung von lagerfähigem Tomatensaatgut ist es zwingend, die gallertartige Hülle, die die Kerne umgibt, vollständig zu beseitigen. Zu diesem Zweck entnehmen Sie die Kerne behutsam mit einem Löffel aus der Tomatenfrucht und legen diese sodann für eine Zeitspanne von minimal zwei bis drei Tagen in ein mit Wasser gefülltes Glas. Wie Karin Greiner erläutert, dient dieser Schritt dazu, eine leichte Gärung anzustoßen.
Welche Trocknungsdauer ist für Tomatensaatgut erforderlich?
Hierauf entleeren Sie den vollständigen Glasinhalt in ein Sieb und spülen das gesammelte Material sodann noch einmal ausgiebig ab. Karin Greiner empfiehlt, die gereinigten Kerne anschließend auf einem Stück Küchenpapier zu verteilen und sie dort vollständig austrocknen zu lassen. Dieser Trocknungsprozess kann sich über eine Zeitspanne von etwa ein bis drei Wochen hinziehen. Als optimalen Trocknungsort empfiehlt sich ein schattiger sowie stets trockener Bereich.
Sobald die Kerne vollständig trocken sind, ist es ratsam, sie zur Aufbewahrung in eine Papiertüte umzufüllen. Materialien aus Kunststoff erweisen sich hierbei als weniger vorteilhaft, da die Feuchtigkeit darin eingeschlossen werden könnte, was die Schimmelbildung begünstigt. Karin Greiner empfiehlt, das so gewonnene Saatgut möglichst unmittelbar in der darauffolgenden Anbausaison einzusetzen oder es, wenn nötig, für höchstens ein Jahr zu lagern.
Eignung von Tomatensorten zur Vermehrung?
Obwohl grundsätzlich aus jeder Tomatensorte Samen gewonnen werden können, betont Pflanzenexpertin Greiner: „Lediglich bei den samenfesten Sorten besitzt das Saatgut eine derartige Stabilität, dass die daraus gezogenen Pflanzen exakt die Merkmale ihrer Muttersorten manifestieren.' Ein erheblicher Anteil der im Handel erhältlichen Pflanzen wird als F1-Hybriden bezeichnet, welche Kreuzungen der ersten Generation repräsentieren. Obwohl deren Samen durchaus verwendet werden können, besteht das Risiko, dass sich daraus mitunter Pflanzen mit vollständig anderen Charakteristika entwickeln.
Karin Greiner weist zudem darauf hin, dass auch bei Tomaten, die aus südlichen Gefilden importiert wurden, der Anbauerfolg keineswegs gesichert ist. „Es bleibt stets fraglich, ob sich diese hierzulande adäquat entwickeln', so ihre Worte, „da es sich selbstredend um Sorten handelt, die an die dortigen Klimabedingungen und speziellen Umweltfaktoren angepasst wurden.'
Die Vermehrung traditioneller Tomatensorten
Laut Karin Greiner ist die Nachzucht speziell bei den sogenannten „Alten Sorten' überaus zu empfehlen, da diese nicht immer im regulären Handel verfügbar sind. „Ihre Erhaltung ist ausschließlich auf diesem Wege möglich', betont sie. Ihre bevorzugten Empfehlungen richten sich insbesondere an traditionelle Sorten wie die Ochsenherztomate, die Berner Rose, die Rote Murmel oder die Goldene Königin. Die Vermehrung gelingt übrigens bei Chilis und Paprika nach derselben Prozedur; ein Unterschied besteht jedoch darin, dass Sie sich hier das Einweichen in Wasser ersparen können, da deren Samen von keiner umhüllenden Gallertmasse umschlossen sind.