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Herzbeutelentzündung: Wie lange ist man arbeitsunfähig?

Entzündung des Herzbeutels

Verfasst von , promovierter Mediziner und vormals leitender Redakteur

und , Studierende der Humanmedizin

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Bei einer Entzündung des Herzbeutels, auch Perikarditis genannt, handelt es sich um eine Entzündung der robusten Hülle aus Bindegewebe, welche das Herz im Brustkorb umgibt und fixiert. Der medizinische Fachbegriff hierfür ist Perikarditis. Die Erkrankung kann sowohl akut und schwerwiegend als auch chronisch-schleichend verlaufen. Eine unbehandelte akute Form stellt eine ernsthafte Gefahr für das Leben dar. In den folgenden Abschnitten erfahren Sie mehr über die Behandlung, erforderliche diagnostische Maßnahmen, die Ursachen sowie den typischen Krankheitsverlauf.

ICD-Codes, die mit dieser Erkrankung assoziiert sind:
I09 I32 I31 I30

Was genau ist eine Herzbeutelentzündung?

Eine Herzbeutelentzündung, auch bekannt als Perikarditis, beschreibt die Entzündung des bindegewebigen Sacks, der das Herz vollständig umschließt. Als Ursache kommen Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien in Frage, ebenso wie nicht-infektiöse Reaktionen des körpereigenen Immunsystems.

Eine Perikarditis kann sich akut manifestieren und ist dann häufig mit ausgeprägten Symptomen verbunden, die potenziell lebensbedrohlich sein können. Eine häufige Komplikation der akuten Perikarditis ist die Ansammlung von Flüssigkeit im Herzbeutelraum (Perikarderguss). Diese Flüssigkeit kann das Herz einengen und seine Funktion beeinträchtigen (Herzbeutel-Tamponade). Es existieren jedoch auch chronische Formen der Herzbeutelentzündung, die sich schleichend entwickeln.

Wichtiger Hinweis:

Eine Herzbeutelentzündung kann, wenn sie nicht zeitnah und adäquat therapiert wird, tödlich verlaufen.

Struktur und Funktion des Herzbeutels

Der Herzbeutel, medizinisch Perikard oder Pericardium genannt, besteht aus einem widerstandsfähigen, kaum dehnbaren Bindegewebe. Seine Hauptfunktion ist die Verankerung des Herzens. Darüber hinaus schützt das Perikard den empfindlichen Herzmuskel und die dazugehörigen Blutgefäße. Zwischen der inneren Auskleidung des Herzbeutels und dem Herzmuskel befindet sich eine geringe Menge Flüssigkeit (etwa 20 bis 50 Milliliter), die während jedes Herzschlags als Gleitmittel dient und Reibung minimiert.

Akute Entzündung des Herzbeutels

Infektionen, aber auch andere Erkrankungen, wie beispielsweise solche aus dem rheumatischen Formenkreis, können eine akute Perikarditis auslösen. Ferner kann die Perikarditis als Folge eines Herzinfarkts auftreten. In diesem Szenario lösen die abgestorbenen Bereiche des Herzmuskels eine Entzündungsreaktion aus. Diese kann sich wenige Tage nach einem Herzinfarkt entwickeln, wenn die Entzündung auf den benachbarten Herzbeutel übergreift (Früh-Perikarditis oder Pericarditis epistenocardia). Seltener tritt die Entzündung des Perikards erst Wochen nach dem Myokardinfarkt auf (Dressler-Syndrom oder Spät-Perikarditis).

Wenn sich im Zuge der Entzündung weißlich-gelbliche Fibrinbeläge bilden - ähnlich dem Wundschorf bei der Heilung einer Schürfwunde - spricht man von einer fibrinös-akuten Herzbeutelentzündung.

Sind Bakterien die Ursache der Perikarditis, kann sich Eiter ansammeln. Dieser setzt sich aus abgestorbenen Immunzellen und Bakterien zusammen. Eine eitrige akute Herzbeutelentzündung ist somit ein Indikator für eine frische bakterielle Infektion.

In einigen Fällen präsentiert sich die Herzbeutelentzündung als blutige Entzündung, beispielsweise nach herzchirurgischen Eingriffen, im Anschluss an einen Herzinfarkt oder bei einer Tuberkulose. Auch in den Herzbeutel einwachsende Tumore oder Absiedlungen (Metastasen) können zu einer blutigen Entzündung führen.

Chronische Entzündungen des Herzbeutels

Eine chronische Perikarditis entwickelt sich oft, wenn eine akute Entzündung trotz Behandlung nicht vollständig abheilt und wiederholt aufflammt. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit bei einer Herzbeutelentzündung variiert naturgemäß individuell. Normalerweise erfolgt die Heilung jedoch innerhalb von ein bis drei Wochen. In diesen Fällen handelt es sich nicht um eine chronische Form.

Dauert eine Perikarditis jedoch länger als drei Monate an, wird von einer chronischen Herzbeutelentzündung gesprochen. Diese kann auch ohne vorangegangene akute Episode entstehen. Ursächlich können beispielsweise Tuberkulose, rheumatische Erkrankungen, bestimmte Medikamente oder auch eine Strahlentherapie (wie bei Lungenkarzinomen) sein, die unter Umständen eine chronische Perikarditis hervorrufen.

Panzerherz (konstriktive Perikarditis)

Als Folge von Entzündungsreaktionen kann es zu Kalkablagerungen im Herzbeutel und zur Vernarbung kommen, was zu einer zunehmenden Versteifung führt. Durch diese Verengung wird der Raum für den arbeitenden Herzmuskel reduziert, was die normale Herzkammerfüllung beeinträchtigt. Beim sogenannten Panzerherz kann der ursprünglich dünne Herzbeutel bis zu einem Zentimeter dick werden und das Herz erheblich einschnüren (Pericarditis constrictiva).

Perimyokarditis

Aufgrund der räumlichen Nähe des Herzbeutels zum Herzmuskel sind häufig beide Gewebe gleichzeitig entzündet. Medizinisch wird dies als Perimyokarditis bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen einer Perikarditis (Herzbeutelentzündung) und einer Perimyokarditis (Herzmuskelentzündung) ist nicht immer einfach, aber auch nicht zwingend erforderlich, da die Behandlungsprotokolle oft übereinstimmen. In solchen Fällen ist jedoch eine stationäre Behandlung im Krankenhaus angezeigt, da das Risiko für Komplikationen erhöht ist.

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Herzbeutelentzündung: Therapiemaßnahmen

Da die Ursachen einer Perikarditis von Patient zu Patient stark variieren, ist die Frage nach den optimalen Behandlungsmöglichkeiten nicht pauschal zu beantworten. Die Therapie orientiert sich stets an den individuellen Auslösern.

Die primäre Maßnahme bei einer Herzbeutelentzündung ist die Verordnung von körperlicher Schonung, um das Herz zu entlasten. Herzbeutelentzündungen werden üblicherweise ambulant behandelt, sodass eine stationäre Aufnahme nicht erforderlich ist. Die Patienten erhalten entzündungshemmende Präparate, wie zum Beispiel NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) wie Ibuprofen, ASS oder auch Colchicin. Antivirale Medikamente kommen nur in Ausnahmefällen zum Einsatz.

Bestimmte Umstände können jedoch das Risiko für einen komplizierten Verlauf einer Herzbeutelentzündung erhöhen. In solchen Fällen erfolgt die Behandlung im Krankenhaus. Fieber über 38 Grad Celsius oder ein signifikanter Erguss im Herzbeutel zählen beispielsweise zu diesen Risikofaktoren.

Ist eine spezifische Ursache der Perikarditis identifiziert, bestimmt diese die weitere therapeutische Vorgehensweise (kausale Therapie):

Bei bakteriellen Infektionen werden Antibiotika verschrieben. Diese werden häufig intravenös verabreicht, um ihre Wirksamkeit zu optimieren.

Bei Pilzinfektionen kommen Antimykotika zum Einsatz. Auch diese werden oft als Kurzinfusionen verabreicht.

Bei Autoimmunerkrankungen wird die überschießende Immunreaktion medikamentös unterdrückt. Geeignete Wirkstoffe sind beispielsweise Glukokortikoide, Cyclophosphamid oder Methotrexat („MTX').

Ist ein Nierenversagen die Ursache der Herzbeutelentzündung, erfolgt eine Blutreinigung mittels Dialyse.

Der Behandlungserfolg wird durch regelmäßige Herzultraschalluntersuchungen kontrolliert. Bei einer chronischen Herzbeutelentzündung mit Verdickungen und Vernarbungen des Herzbeutels (Panzerherz) kann eine operative Entfernung des Herzbeutels (teilweise oder vollständig) am offenen Brustkorb, die sogenannte Perikardektomie, notwendig sein.

Es existieren keine Hausmittel, die bei einer Herzbeutelentzündung Linderung verschaffen oder die Heilung fördern. Das einzig wirklich wirksame Mittel ist strikte körperliche Schonung.

Behandlung der Herzbeuteltamponade

Bei einer Herzbeuteltamponade kommt es zu einer Ansammlung von Flüssigkeit im Herzbeutel, die die Herzfunktion beeinträchtigt. Dies ist ein lebensbedrohlicher Zustand und erfordert eine sofortige Intervention. Mittels Punktion wird der Herzbeutel unter Ultraschallkontrolle (Sonographie) durch die Brustwand hindurch punktiert, und die überschüssige Flüssigkeit wird abgesaugt. Anschließend ist eine engmaschige sonographische Überwachung der Patienten erforderlich, um ein erneutes Auftreten von Erguss oder Blutungen frühzeitig zu erkennen.

Auch bei langsam, aber stetig zunehmenden Perikardergüssen, die zu Beschwerden führen, wird eine Entlastung durch Punktion angestrebt. Auf diese Weise soll einer weiteren, potenziell lebensbedrohlichen Einschränkung der Herzfunktion vorgebeugt werden. Wenn die Flüssigkeitsansammlung gering ist und der Patient keine Symptome zeigt, wird keine Perikardpunktion durchgeführt.

Weitere Informationen zu den Therapieansätzen

Lesen Sie hier mehr über wirksame Behandlungsoptionen:

Herzbeutelentzündung: Krankheitsverlauf und Prognose

Die Herzbeutelentzündung ist eine ernste Erkrankung. Sie kann sich auf den Herzmuskel (Perimyokarditis) oder auf das gesamte Herz (Pankarditis) ausdehnen. Der auftretende Erguss (seröse Flüssigkeit, Eiter oder Blut) kann den Herzmuskel gefährlich komprimieren. Bei frühzeitiger Erkennung und adäquater Behandlung der Ursachen und Folgen kann sich eine Perikarditis folgenlos zurückbilden. Unbehandelt stellt die Herzbeutelentzündung aufgrund schwerwiegender Komplikationen wie Panzerherz und Herzbeuteltamponade eine lebensbedrohliche Erkrankung dar.

Herzbeutelentzündung: Diagnostische Verfahren

Bei Verdacht auf eine Herzbeutelentzündung werden die Betroffenen in der Regel an eine kardiologische Fachpraxis überwiesen. Der behandelnde Kardiologe wird zunächst die medizinische Anamnese erheben, indem er folgende Fragen stellt:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Haben sich die Beschwerden verschlimmert oder sind neue dazugekommen?
  • Hat die körperliche Belastbarkeit nachgelassen?
  • Leiden Sie an Fieber - und seit wann?
  • Hatten Sie in den letzten Wochen eine Infektion, insbesondere der Atemwege?
  • Verändern sich die Brustschmerzen bei Atmung oder in liegender Position?
  • Gab es in der Vergangenheit bereits Herzbeschwerden oder Herzerkrankungen?
  • Sind bei Ihnen Rheuma oder andere Erkrankungen des Immunsystems bekannt?
  • Welche Medikamente nehmen Sie aktuell ein?

Die sogenannte körperliche Untersuchung umfasst die Erfassung der Körpertemperatur, die Palpation des Pulses, die Messung des Blutdrucks sowie das Abklopfen und Abhorchen des Brustkorbs. Charakteristischerweise kann bei einer Herzbeutelentzündung ein Reibegeräusch bei jedem Herzschlag während des Abhörens wahrgenommen werden, sofern der Erguss noch gering ist. Bei einem ausgeprägteren Erguss sind die Herztöne hingegen oft nur gedämpft hörbar.

Eine Blutentnahme dient der Identifizierung von Entzündungs- oder Infektionsmarkern. Bei Verdacht auf eine Herzbeutelentzündung sind daher folgende Blutwerte relevant:

  • Erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG)
  • Erhöhter C-reaktiver Protein-Wert (CRP)
  • Anstieg der weißen Blutkörperchen (Leukozytose bei bakteriellen oder pilzbedingten Infektionen, Lymphozytose bei viralen Ursachen)
  • Nachweis von Bakterien in der Blutkultur
  • Erhöhte Herzmuskelenzyme (CK-MB, Troponin T)
  • Nachweis von sogenannten Rheumafaktoren

Verschiedene bildgebende Verfahren können die Verdachtsdiagnose Perikarditis weiter erhärten:

  • EKG: Bei einer Perikarditis zeigt das EKG typischerweise eine auffällige ST-Strecken-Hebung, flachere oder negative T-Wellen, oder bei einem Perikarderguss insgesamt verringerte Ausschläge (Niedervoltage). Somit ermöglicht das EKG die Erkennung einer Herzbeutelentzündung.
  • Echokardiografie („Herzultraschall') zum Nachweis eines Ergusses
  • Röntgenuntersuchung des Brustkorbs („Röntgen-Thorax', zeigt nur ausgeprägte Ergüsse durch eine Vergrößerung des Herzschattens)
  • Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) zur detaillierten Darstellung der Perikardwand und eines eventuell vorhandenen Ergusses
  • Perikardpunktion (bei vorhandenem Erguss) zur Entlastung des Herzens, zur Beurteilung der Flüssigkeitsbeschaffenheit und zum Versuch des Erregernachweises

Herzbeutelentzündung: Ursachen und prädisponierende Faktoren

Die akute Perikarditis kann durch diverse Faktoren ausgelöst werden. Häufig sind Viren oder Bakterien die Auslöser, in einigen Fällen (insbesondere bei geschwächtem Immunsystem) auch Pilze oder Parasiten. Diese gelangen über die Atemwege oder von anderen Organen mittels des Blutstroms oder der Lymphgefäße zum Herzen.

Auch andere Erkrankungen oder therapeutische Maßnahmen können eine Herzbeutelentzündung verursachen. Dazu zählen unter anderem:

  • Niereninsuffizienz mit erhöhten Harnsäurewerten im Blut
  • Autoimmunerkrankungen und rheumatische Leiden
  • Stoffwechselstörungen (Schilddrüsenunterfunktion oder Hypercholesterinämie)
  • Folgen eines Herzinfarkts
  • Chirurgische Eingriffe am Herzen (Postkardiotomie-Syndrom)
  • Neoplastische Erkrankungen
  • Strahlentherapie

Eine Herzbeutelentzündung, die durch psychischen Stress ausgelöst wird, ist in der klinischen Praxis nicht bekannt. Stress kann jedoch das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen, woraus sich bei manchen Patienten eine Perikarditis entwickeln kann. In einem solchen Fall wäre die Perikarditis somit nur indirekt - und nicht direkt - auf Stress und psychische Belastung zurückzuführen.

Autoren- und Quelleninformationen

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