Ohrenklingeln durch verspannte Nackenmuskulatur
Das Phänomen Ohrgeräusch: Tinnitus
Wenn die Ausrichtung von Kiefer- und Kopfgelenken nicht korrekt ist, können Beschwerden wie Kopf-, Nacken-, Schulter- und Rückenschmerzen auftreten. Ebenso lassen sich Schwindelgefühle, Sehbeeinträchtigungen oder eben ein Tinnitus häufig auf eine derartige Dysbalance zurückführen.
Unter dem Begriff Tinnitus werden Geräusche im Ohr zusammengefasst, die entweder ununterbrochen oder in bestimmten Zeitintervallen wahrgenommen werden. Während einige Individuen die Wahrnehmung von Summen, Rauschen oder Pfeifen im Gehörgang nur geringfügig beeinträchtigt, empfinden andere diese Klänge als beachtlich laut und störend. Dies gilt insbesondere in stiller Umgebung, wie beispielsweise beim Einschlafen.
Die Gründe für die beunruhigenden Töne im Ohr können vielfältig sein und umfassen eine ganze Bandbreite an Krankheitsbildern und externen Einflüssen, darunter beispielsweise:
- kontinuierliche Lärmexposition,
- plötzlicher Hörverlust (Hörsturz),
- Entzündungen im Mittel- oder Innenohr,
- Herz-Kreislauf-Probleme oder
- psychische Belastungen.
Des Weiteren existiert eine direkte neuronale Verbindung von den sensorischen Rezeptoren in den Nackenmuskeln zu den Hörzentren im Gehirn.
Anhaltende Verspannungen im Nackenbereich können sich auf das Gehörsystem übertragen.
Des Weiteren können verhärtete Muskeln die Arterien einengen, welche das Gehirn versorgen, was ebenfalls zu einem Ohrgeräusch führen kann.
Probleme im Bereich des Kiefergelenks können ebenfalls als Auslöser in Betracht gezogen werden. Das Mittelohr und das Kiefergelenk befinden sich in unmittelbarer räumlicher Nähe zueinander. Anatomisch gesehen bildet das Kiefergelenk den vorderen Abschluss zum Gehörgang. Jede Fehlstellung des Kiefergelenks kann sich somit auf das Ohr und das körpereigene Gleichgewichtssystem auswirken. Wenn der Kiefergelenkskopf beim Schließen des Mundes stark nach hinten verschoben wird, kann ein erheblicher Druck auf zwei Nervenbahnen ausgeübt werden, die sich zwischen dem Kiefergelenk und dem Mittelohr befinden. Zur detaillierten Klärung der zugrunde liegenden Ursachen ist ein Besuch bei einem Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde oder einem Allgemeinmediziner ratsam.
Wie entsteht das Geräusch im Ohr? Es gibt Szenarien, in denen das Ohrgeräusch objektiv messbar ist: Beispielsweise können Betroffene bei einer Verengung der hirnversorgenden Arterien das eigene Blut durch die Ohren rauschen hören. Deutlich häufiger treten jedoch subjektive Ohrgeräusche auf: Hierbei hat das Gehirn eine akustische Wahrnehmung abgespeichert und sendet diese Information nun aus, auch wenn die ursprüngliche Geräuschquelle nicht mehr vorhanden ist.
Unter Einfluss von Stressoren erbringen die verschiedenen Körperfunktionen und -systeme Höchstleistungen. Auch das Innenohr wird vom Gehirn zu einer gesteigerten Empfindlichkeit aufgefordert. Kurzfristig ist dies durchaus sinnvoll, da es die Einschätzung bedrohlicher Situationen erleichtert und die Abwehr von Gefahren unterstützt. Wenn der Stresszustand jedoch anhält, verbleibt auch das Innenohr in einem dauerhaft übersteigerten Erregungszustand. Dies kann als Folge einen Tinnitus hervorrufen.
Tinnitus stellt keine Krankheit im eigentlichen Sinne dar, sondern fungiert als Warnsignal des Organismus. Entspannungsübungen, eine geregelte Lebensweise und die Reduzierung von Stress können unterstützend wirken.
Zusätzlich sollte man versuchen, die eigene Wahrnehmung des Tinnitus neu zu konditionieren. Es ist wissenschaftlich belegt, dass das Gehirn, ähnlich wie es Namen oder fremdsprachige Vokabeln vergisst, auch die negativen Assoziationen, die mit dem Tinnitus verbunden sind, aus dem Gedächtnis verdrängen kann. Allein durch diesen Prozess kann die Lautstärke des Geräusches reduziert werden, oder es wird schlichtweg nicht mehr als störend empfunden.